Schleusingen: Rassistische Mobilmachung gegen Geflüchtete

Von Medien und Lokalpolitik hofiert konnten am Montag, den 3. April, 80 bis 100 Menschen vor der geplanten Geflüchtetenunterkunft in Schleusingen demonstrieren. Während rassistische Klischees von der Demonstration bedient worden, nahm sich die Lokalpolitik diesen Rassismus als ernstzunehmende Meinungen an, die Lokalpresse druckte diese uneingeordnet ab. Für den 12. April wird zu einer weiteren rassistischen Demonstration mobilisiert.

Von Antifa Suhl/Zella-Mehlis

Schleusinger „Nein Asyl“ – Rassistischer Haufen vor der geplanten Unterkunft – Informationen zu den abgebildeten Personen nehmen wir per Mail entgegen.

Anfang März wurde bekannt, dass der Kreistag des Landkreis Hildburghausen plant, im ehemaligen Schleusinger Krankenhaus eine Unterkunft für Geflüchtete zu errichten. CDU-Landrat Thomas Müller warb zu diesem Zeitpunkt für die Idee der Unterbringung. Die ersten Stimmen, die sich dagegen regten, kamen nicht etwa aus der nahegelegenen Neonazi-Ramschbude in Kloster Veßra, sondern wurden durch die Lokalpolitik angeheizt. Der Bürgermeister von Schleusingen, Andre Henneberg von der Freien Wählern, erklärte: „So viele Flüchtlinge auf engem Raum konzentriert könne die Stadt nicht verkraften.“, wie es beim MDR heißt. Ein aufgebrachter Mob aus „besorgten“ Bürger:innen ließ nicht lange auf sich warten. Allen voran startete der Schleusinger Unternehmer Rene Stubenrauch, welcher in der ‚ihb Product GmbH‘ in Schleusingen in der Geschäftsleitung sitzt, eine Petition gegen die Unterbringung von rund 200 Geflüchteten in der ehemaligen Klinik. Seine Begründung für sein Engagement wurde auch hier ohne eine Einordnung in den Medien abgedruckt. Der MDR berichtete, Stubenrauch habe Bedenken, da sich die Unterkunft an einem Schulweg befinde. Nicht nur, dass hier Sicherheitsbedenken herbeifantasiert werden. Sie werden auch gleichzeitig in den Kontext der rassistischen Stimmungsmache gegen die Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl gestellt. Denn durch die Erfahrungen dort sei Stubenrauch geprägt und besorgt. Welche Bedrohungen es überhaupt sowohl in Suhl oder Schleusingen für Schulkinder geben soll, sucht man in den Darstellungen vergeblich. Unterstützt werden diese Aussagen durch die Äußerungen immer wieder vom Bürgermeister Henneberg: „Ich weiß nicht, ob das Konglomerat von Menschen, die aus unterschiedlichen Kulturen kommen, nicht zu sozialen Spannungen führt. Und das mitten in der Innenstadt.“. Welche Menschen aus welcher „Kultur“ am Ende nach Schleusingen kommen, ist dabei dem grölenden Haufen egal.

Vertreter des rechten Netzwerks „Freies Thüringen“ – Informationen zu den abgebildeten Personen nehmen wir per Mail entgegen.

Während sich am vergangenen Montag der besorgte Mob Schleusinger:innen geifernd vor die geplante Unterkunft stellte, war es den anwesenden Lokalpolitiker:innen ein Anliegen ihre diffusen Ängste, welche sie ihren rassistischen Ressentiments vorschieben, ernstzunehmen. Das Ergebnis war zu erwarten. In der Presse waren reihenweise Bilder zu sehen, wie Landrat Thomas Müller (CDU) die Petition durch Anke Waitz, welche das Geschäft „Wellness-Auszeit“ in der Bertholdstrasse 15 in Schleusingen betreibt, übergeben bekommen hat. Zwar äußerte sich Müller später schockiert über Aussagen aus der Gruppe, an dem geleisteten Vorschub den rassistischen Aussagen eine Bühne geboten zu haben, daran ändert seine inhaltslose Kritik auch nichts mehr. Im Gegenteil, seine Aussage 80 bis 100 Menschen in Schleusingen aufzunehmen sei vertretbar, heizte dem Mob noch weiter an. Die immer wieder aufkommende Fehlannahme, man müsse den Rassisten nur Informationen geben oder an ihre Empathie appellieren, scheiterte bereits 2015/16. Die Rassisten wollen weder Informationen über Kriminalität oder die Sicherheit ihrer Kinder, sondern bringen empathielos und aufklärungsresistent zum Ausdruck, dass man keine Geflüchteten dulden werde. Die Fluchtgründe sind ihnen egal. Ob die Menschen nun in der Ukraine im russischen Bombenhagel oder im globalen Süden in Krieg, Armut und Elend verrecken, interessiert sie nicht, so lange sie es nicht vor der eigenen Haustür tun. Denn insgeheim wissen sie, dass sie lediglich die Gnade ihres zufälligen Geburtsortes vor einem solchen Schicksal bewahrt, welches weltweit zunehmend mehr Menschen trifft. Statt sich also mit denen zu solidarisieren, die durch Ausbeutung und Unterdrückung zur Flucht gezwungen wurden, beharrt der (Schleusinger) Rassistenmob auf ihr Privileg qua Geburt. Weder ist mit diesen Menschen ein sinnvoller Dialog möglich, noch eine andere Gesellschaft. Im Gegenteil, es ist nur gegen sie möglich.
In der Zwischenzeit wurden am Schild der ehemaligen Klinik rassistische Plakate aus dem Shop des lokalen Neonazis Tommy Frenck angebracht. Eben jener ruft zur nächsten rassistischen Demonstration am Abend des 12. April in Schleusingen auf.

Das Gesicht von Schleusingen – Informationen zu den abgebildeten Personen nehmen wir per Mail entgegen.
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Schleusingen bleibt ein rassistisches Kaff, keine Sorge – Informationen zu den abgebildeten Personen nehmen wir per Mail entgegen.
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Tarnfarben, Biermütze und ein Bettlaken, Schleusingen wie es „bleiben soll“ – Informationen zu den abgebildeten Personen nehmen wir per Mail entgegen.
Anke Waitz aus Schleusingen übergibt eine Liste mit Namen von noch mehr rassistischen Schleusingern an den Landrat.
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