Jena / Zella-Mehlis: Carolin Lichtenheld – Führende Thüringer AfD-Nachwuchsaktivistin studiert Jura in Jena

Das Rechercheportal Jena/SHK berichtet über Carolin Lichtenheld aus Zella-Mehlis, welche im AfD-Kreisverband Südthüringen im Vorstand ist und aktuell in Jena Jura studiert. Wir dokumentieren den Artikel.

Von Rechercheportal Jena / SHK

Carolin Lichtenheld und die rassistische Hetze der Jungen Alternative Thüringen (Montage: Rechercheportal Jena-SHK)

Seit einem Jahr studiert eine Führungsaktivistin der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) Rechtswissenschaft an der Uni Jena. Carolin Lichtenheld kommt aus Zella-Mehlis, wurde schon als Schülerin bei der rechten Partei aktiv und ist inzwischen im Vorstand des Kreisverbands Südthüringen. Seit vergangenem Jahr ist sie bundesweit auf Wahlkampfveranstaltungen der AfD und auf Demonstrationen der verschwörungsideologischen Querdenker*innen-Szene unterwegs. In ihrem Kreisverband ist sie zusammen mit einem ehemaligen NPD-Anhänger aktiv, in der Jungen Alternative begleitet sie häufig den Neonazi-Burschenschafter Martin Schieck und mit dem Faschisten Björn Höcke posiert sie allerorts für Wahlkampfzwecke.

Carolin Lichtenheld im Mai 2021 (1.v.r.) mit Björn Höcke, Candy Jacobs und Eric Gregorski von der JA Thüringen aus Gera, MdB Jan Wenzel Schmidt aus Magdeburg (1.v.l.) (Bild: Soziale Medien)

Der AfD-Kreisverband Zella-Mehlis, über den Lichtenheld aktiv wurde, zog in der Vergangenheit bereits antifaschistische Aufmerksamkeit auf sich, weil er Neonazis integrierte. Der Unvereinbarkeitsbeschluss der AfD mit ehemaligen Mitgliedern anderer neofaschistischer Organisationen war ohnehin nur eine PR-Maßnahme. Ideologisch und strategisch kommt der Partei nichts gelegener, als überzeugte Neonazis in ihre Reihen zu integrieren – solange es möglichst lautlos vonstatten geht. Mit dem ehemaligen NPD-Aktivisten Patrick Fleischer und dem AfD-Landtagsabgeordneten René Aust hielt Lichtenheld erst am 19.08.2022 einen Infostand in der Suhler Innenstadt ab. Am 21.09.2022 marschierte Fleischer gleich hinter Lichtenheld durch Erfurt. Lichtenheld trug dabei das Fronttransparent zusammen mit der AfD-Spitze und dem Zeulenrodaer Reichsbürger und antisemitischen Hetzer Frank Haußner. Und am 08.10.2022 trug Carolin Lichtenheld zusammen mit Patrick Fleischer ein JA-Banner auf dem AfD-Großaufmarsch in Berlin.

Carolin Lichtenheld (1.v.r.) und der frühere NPD-Aktivist Patrick Fleischer (mittig am Transparent) zusammen mit Stefan Schröder (1.v.l.) in Berlin am 08.10.2022 (Foto: Pixelarchiv)

Fleischer war jahrelang NPD-Aktivist und trat dabei auch 2013 als Redner auf dem Solidaritätsfestival für Ralf Wohlleben in Kahla auf. Mit Stammtischen in Suhl wirbt Lichtenheld außerdem um weiteren Nachwuchs für die Partei. Lichtenheld zeigte sich jedoch ambitioniert, über Südthüringen hinaus in der AfD zu wirken. Seit Anfang 2021 ließ sie keinen AfD-Infostand zwischen Gera und Erfurt aus, nahm an allen Veranstaltungen der JA teil und fuhr mit der Thüringer Delegation zum JA-Bundeskongress im April 2021. Zur Wahlkampfunterstützung fuhr sie nach Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Lichtenheld trat auch selber als Rednerin für die AfD auf die Bühne. Und zum Pegida-Jubiläum reiste Lichtenheld mit der JA im Oktober nach Dresden.

Carolin Lichtenheld bei einer AfD-Wahlkampfveranstaltung im September 2021 (Foto: Facebook)

Bei einem Infostand in Jena am 29.11.2021 gesellte sich Lichtenheld zu ihren lokalen JA-Kameraden Alexander Claus und Tim Beutler, beide Mitglieder der Rechtsaußen-Burschenschaft Germania Jena. Claus warb schon früher mit Bildern von Paintball-Trainings um kampfeswillige Neumitglieder der JA. Im Jahr 2020 hetzte die JA gegen eine Leipzigerin, die in einem Zeitungsartikel die rassistische Mehrheitsgesellschaft kritisierte. Die AfD-Jugend propagierte die Abschiebung nicht-Weißer aus Deutschland. Passend zu dieser ideologischen Kontinuität dessen, was vor dreißig Jahren schon der Thüringer Heimatschutz propagierte und der NSU umzusetzen anstrebte, verbreitet die JA seit 2022 Aufkleber mit „Heimatschutz statt Mundschutz“.

Aufkleber der Jungen Alternative im Februar 2022 in Erfurt (Foto: Twitter Ludwig Kendzia)

Carolin Lichtenheld ist häufig zusammen mit den beiden Höcke-Mitarbeitern Robert Teske und Martin Schieck unterwegs. Teske kommt aus dem Umfeld der Identitären Bewegung Bremen, zählt zum neofaschistischen „Flügel“ in der AfD und ist einer der Organisatoren von JA-Aktivitäten in Thüringen. Schieck zählte früher zu den autonomen Nationalisten um das Freie Netz (FN) Kahla und begleitete den einst dort ansässsigen Neonazi-Liedermacher Tobias „Bienen Mann“ Winter zu Konzerten des militanten „Blood & Honour“-Netzwerks bis nach Ungarn. Nachdem Schieck 2015 noch als Fotograf für die NS-Splitterpartei Der Dritte Weg in Saalfeld aktiv war, wandte er sich den neuen faschistischen Bewegungen der Identitären und EinProzent zu und wurde Mitglied der Neonazi-Burschenschaft Normannia zu Jena. Sowohl seine früheren Kameraden vom FN Kahla als auch die Normannia-Burschen sind die Hauptunterstützer des lange inhaftierten NSU-Helfers Ralf Wohlleben gewesen. In der Normannia sind mit Ralph Oertel und Rick Wedow zudem zwei Neonazis in führender Rolle, die schon 1997-1998 mit dem NSU-Kerntrio in der Kameradschaft Jena aktiv waren. Carolin Lichtenheld lässt sich regelmäßig von Martin Schieck bei Auftritten von Björn Höcke für AfD-Medien fotografieren. Sie reiste auch mit Teske und Schieck zum Großaufmarsch der Querdenker*innen-Szene im Januar 2022 nach Magdeburg.

Carolin Lichtenheld (2.v.l.) und Martin Schieck (1.v.r.) bei Querdenken in Magdeburg am 08.01.2022 (Foto: Recherchenetzwerk Berlin)

Carolin Lichtenheld ist nicht die erste JA-Aktivistin, die in Jena studiert. Schon die ehemalige AfD-Landtagsabgeordnete und JA-Sprecherin Wiebke Muhsal schloss an der FSU Jena ihr Jurastudium mit dem ersten Staatsexamen ab. Torben Braga, heute AfD-Fraktionssprecher, absolvierte einen Teil seines Studiums in Jena. Tim Beutler vom Jenaer AfD-Kreisverband ist weiterhin Geschichtsstudent. Nichtsdestotrotz sollte eine Vorkämpferin der faschistischen Thüringer AfD in Jena nicht ohne Widerspruch ihren Studentinnenalltag bestreiten können. Wer sich mit ihr die Sitzbank im Hörsaal oder den Tisch in der Mensa teilt, hat hiermit eine gute Grundlage, Lichtenheld mit ihren faschistischen Positionen und Netzwerken zu konfrontieren.