Themar: Kein Bier für Nazis

Am am 5. und 6. Juli fand in Themar zum zweiten Mal dieses Jahr ein vom Nazikader und BZH-Mitglied Tommy Frenck organisiertes Nazifestival statt. Die Festivals in Themar konnten in der Vergangenheit mehrere Tausend Besucher zählen. An die bisherigen Erfolge konnten die Nazis nicht anknüpfen, aber knapp unter 1000 Teilnehmer waren zu verzeichnen und spülten ihren Strukturen wieder ordentlich Geld in die Kassen.

Veranstaltungen, wie die am Wochenende, Anfang Juli haben in Themar fast schon Tradition. Seit mehreren Jahren melden Frenck und Kameraden dort Festivals als politische Veranstaltungen an. Die Nazievents genießen dadurch Versammlungscharakter, werden also durch die Polizei auf Staatskosten geschützt und abgesichert, während die Nazis durch Eintrittsgelder, Merch und Getränkeverkauf Unmengen an Geld verdienen. Wer von den Lesenden schon mal auf einer linken Kundgebung mit einer Flasche Bier aufgetaucht ist, weiß ziemlich gut, dass dort striktes Alkoholvebot herrscht. Nicht so in der Vergangenhiet in Themar. Zum ersten Mal wurde das Festival nun mit einem Alkoholverbot beauflagt. Das produzierte nicht nur so lustige Schlagzeilen wie ‚Polizei beschlagnahmt Sixpack‘, sonden trug vermutlich auch dazu bei, dass die zahlreichen gewaltbereiten anwesenden Neonazis immerhin nicht übermäßig alkoholisiert waren. Die Ordnungsbehörden gingen sogar dazu über das gehortete Bier in Tommy Frencks Gasthaus in Kloster Veßra zu versiegeln, da ihrer Ansicht nach eine Gefahr für die öffentliche Ordnung ausging. Frenck, der sich durch das Alkoholverbot auf dem Gelände schon einen fetten Gewinn in seiner Gaststätte erhoffte, schäumte vor Wut. Während am Freitag noch Leichtbier bzw. Radler auf dem Gelände verkauft wurde, beschlagnahmte die Polizei schließlich auch dieses am Samstag.

Auch in anderer Hinsicht vermochte es das Insistieren des Einhaltens des Versammlungscharakters den Nazis den Spaß zu verderben, denn darunter zählt auch ein Vermummungsverbot. Da die Band Blutlinie aber stets vermummt auftritt, haben diese am Samstag vor einem schwarzen Vorhang gespielt – der Stimmung war das nicht sehr zuträglich. (https://twitter.com/annewild_muc/status/1147544733536915461) Bereits am Freitag wurden zwei Auftritte von Bands durch die Polizei abgebrochen. Die Band Sturmwehr hatte ein indiziertes Lied gespielt, die Band Unbeliebte Jungs einen Titel, der nicht auf der vorher einzureichenden Liste stand.

So ist letztlich davon auzugehen, dass die Veranstaltung weniger Festivalcharakter hatte, als die vorangegangenen. Die letzte dieser Art, war es aber vemutlich nicht. Als Reaktion auf das Einschreiten der Behörden, kündigte Frenck für September eine weitere Großversammlung „gegen staatliche Repression“ an.


Die Stimmung hielt sich in Grenzen – Auftritt der Südthüringer Neonaziband ‚Sköll Dagaz‘ (Quelle: Pixelarchiv.org)

Bilder der beiden Festivaltage finden sich hier:

https://pixelarchiv.org/event/2019.07.06.themar/1 & https://pixelarchiv.org/event/2019.07.05.themar/1
https://www.flickr.com/photos/timmoench2019/albums/72157709506337802
https://www.flickr.com/photos/97583384@N08/albums/72157709461302057

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