Am Freitag, den 26. und Samstag, den 27. Juni, traf sich die Bundes-AfD in Suhl. Bei ihrer Tagung ging es vor allem um den Machtkampf in der Partei und den Fall Kalbitz. Die Tagung wurde spontan von Protesten begleitet. Ein bekannter Neonazi tauchte als Teil der Orga-Struktur auf.
Von: Antifa Suhl/Zella-Mehlis
Recht kurzfristig verbreitete sich die Info, dass die Bundes-AfD im City-Hotel bzw. im CCS in Suhl tagt. Bereits am Donnerstag wurden Bundesvorstände der Partei wie Beatrix von Storch und Jörg Meuthen samt Personenschützer in der Suhler Innenstadt gesichtet. Doch auch hier waren sie nicht überall willkommen. Im Rick‘s Cafe am Suhler Kino wurde Jörg Meuthen der Zutritt verwährt und ihm Hausverbot erteilt. Nachdem die neuen Betreiber dies bei Facebook öffentlich machten, ereilte sie ein Shitstorm, welcher von Beleidigungen bis hin zu offenen Morddrohungen reichte.
Kurzfristig organisierte die Suhler Zivilgesellschaft um die Linkspartei und das Bündnis gegen Rechts eine Kundgebung, um gegen das Treffen der AfD zu protestieren und zumindest einen Teil der anreisenden Gäste mit Protest zu begrüßen. Die Polizei war mit einem größeren Aufgebot der Bereitschaftspolizei um das Hotel und den Tagungsort in der Suhler Innenstadt postiert. Rund 30 Menschen kamen am Nachmittag zusammen und begrüßten die anreisenden AfDler mit der lautstarken Aufforderung, sie mögen die Stadt doch bitte verlassen. Der Landtags- und Stadtratsabgeordnete Stefan Möller der Thüringer AfD wurde mit „Verpiss dich, Nazi!“ empfangen.
Ebenfalls am Freitag war der Suhler Neonazi Patrick Fleischer als Ordner für die AfD eingesetzt. Er sollte vor dem City-Hotel den Gegenprotest im Blick haben. In der Vergangenheit tauchte Fleischer für die NPD in Suhl auf. Im Jahr 2013 war er als Redner auf dem Thüringentag der nationalen Jugend vertreten, einer Veranstaltung der NPD und Kameradschaften. Am 17.05.2013 trat er als Redner auf einer NPD-Kundgebung in der Suhler Innenstadt auf.
Für den Samstag mobilisierte Fridays for Future Thüringen zu einer Demonstration nach Suhl. Rund 100 Menschen kamen an diesem Samstag zur Demonstration. Der Großteil aus der Zivilgesellschaft, Gewerkschaften und Parteien. Eine antifaschistische Mobilisierung oder Beteiligung an den Protesten über die Südthüringer Grenzen hinweg war nicht zu vernehmen. Angesichts der aktuellen Brisanz und der Bedeutung der Bundes-AfD ein eher schwaches Zeichen, wenn auch nur eine kurze Mobilisierungszeit gegeben war. Die Demonstration zog schließlich durch die Suhler Innenstadt. Bis auf den ein oder anderen Neonazi, wie Patrick Titscher aus Zella-Mehlis oder Eric Bey aus Suhl, die nur gaffend den Mund nicht aufbekamen, verlief die Demonstration störungsfrei. An der Abschlusskundgebung wurde noch ein Redebeitrag der Antifa Suhl/Zella-Mehlis verlesen, welcher an die Ermordung von Klaus-Peter-Kühn durch Neonazis im Juni 2012 in Suhl erinnerte. Mittels Sprechchören wurde mehrmals ein Interview vor dem CCS mit Jörg Meuthen gestört.
Im Fokus des AfD-Treffens stand vor allem der interne Machtkampf zwischen der Parteispitze um Jörg Meuthen und dem „Flügel“. Durch den gekippten Parteiausschluss des Brandenburger Kalbitz sowie seine Teilnahme in Suhl hatte dieser Konflikt nochmal an Fahrt aufgenommen. Kalbitz kündigte an, sich gegen seinen Parteiausschluss mit allen möglichen Mitteln zu wehren und weiterhin Mitglied der Partei bleiben zu wollen.
Bilder vom Samstag finden sich beim Foto-Journalisten Lionel C. Bendtner.