Leon Ringl alias Antidemokrat — Fan der Terrorgruppe “Atomwaffendivision” – Outing zu seinen Strukturen “Nationaler Aufbau Eisenach” und “Knockout 51”

Wir veröffentlichen einen Beitrag von ‚We are watching you 51‘ zu den Nazistrukturen in Eisenach.

Von: We are watching you 51

Florian Fischer und Leon Ringl beim “Schild und Schwert” in Ostritz am 2.11.2018Florian Fischer und Leon Ringl beim “Schild und Schwert” in Ostritz am 2.11.2018 In den vergangenen Wochen wurde ein Leak des Neonazi-Forums “Ironmarch” veröffentlicht. Darin finden sich alle auf der Plattform verfassten Posts und privaten Nachrichten der User. Leon Ringl registrierte sich am 26. April 2017 in dem Forum, nachdem er von Aktivisten der “National Action” (NA) aus Großbritannien bei einem Aufmarsch am 1. Mai 2016 in Plauen von der Plattform gehört hatte.

1.v.r. Leon Ringl beim Konzert von Oidoxie und Kategorie C am 24.3.2018 in der Nähe von Wetzlar; 3.v.r. Markus Walther aus Eisenach
1.v.r. Leon Ringl beim Konzert von Oidoxie und Kategorie C am 24.3.2018 in der Nähe von Wetzlar; 3.v.r. Markus Walther aus Eisenach (Foto: Exif)

Die NA wurde noch im selben Jahr verboten, nachdem sie öffentlich den faschistischen Mord an der Abgeordneten Jo Cox gefeiert hatte. Bis dahin war sie unter dem Slogan “#Hitlerwasright” aufgetreten. 2015 trafen sich Mitglieder der NA mit dem US-amerikanischen Führer der Terrorgruppe “Atomwaffen Division”. In den Jahren nach dem Verbot existierte die Gruppe klandestin fort. Antifaschistische Recherchen deckten wiederholt Nachfolgestrukturen auf und wiesen darauf hin, dass NA-Mitglieder Morde gegen vermeintliche Verräter in ihren eigenen Reihen und ein Attentat gegen eine Politikerin planten (vgl. AIB 124/2019).

Ringl gab in seiner Vorstellung auf Ironmarch an, dass er sich zur internationalen Vernetzung auf der Seite registriert hat und in verschiedenen Zusammenhängen aktiv ist, wie z.B. dem “Antikapitalistischen Kollektiv” (AKK). In der Vorstellungsfragerunde spricht er davon, dass er Jüd*innen am liebsten auf eine Insel deportieren und sich bei der Frage zwischen Freiheit für Juden und Holocaust für Holocaust entscheiden würde. Auf die Frage nach Gott antwortete er, dass Deutschland seine Religion und Hitler sein Prophet sei. Ringl spricht außerdem davon, dass sie in seiner Stadt eine eigene Immobilie haben, die er und seine Gruppe für Treffen und Veranstaltungen nutzen können. Gemeint ist die NPD-Landeszentrale “Flieder Volkshaus” in der regelmäßig Rechtsrockkonzerte und andere extrem rechte Veranstaltungen stattfinden.
Wie wenig Ringl von der NPD und JN hält, deren Räumlichkeiten er für den “Nationalen Aufbau Eisenach” und seine Kampfsportgruppe “Knockout51” nutzt, machte er in mehreren Nachrichten klar:

antidemokrat – 07.10.2017, 02:45 Uhr
The NPD is mainly National Socialist and the System tried to ban them 2 times now. The last time, they declared them anti-constitunial. Some years ago, the NPD supported other NS Groups, but nowadays, they try to copy the right-wing AfD civic mass movement shit – without success &
there is a large distance between free/revolutionary national socialists and national democrats. Also, the NPD is full of Untermenschen. From time to time there are heavy scandals like awkward videos, theft of
funds, robbery of comrades, large problems with alcohol, beaten woman and so on. But there are also very good activists in the NPD – sadly, the scum ownes a lot of positions and tightened structures. For someone
who wand to “change the system from within” – the NPD is the right place
haha 😀

antidemokrat – 07.10.2017, 12:52 Uhr
(…) The Junge Nationaldemokraten are pretty fucked up. They lost most of their members due to internal conflicts. On the last congress, they stated that they have only 2 or 3 active state associations left. Thats very poor for a nationwide democratic movement like the JN. Also, the
quality varies very strong between the state associations. The guys from the south (BaWü) are pretty cool, while lower-saxony is nothing but a ns cosplay group. In thuringia (middle-eastern germany), they even got
proven traitors and alcoholics among their ranks, just to fill numbers up.

Der örtliche NPD-Führer Patrick Wieschke war selbst wiederholt wegen Alkoholeskapaden und Gewalt gegen seine Mutter in Verruf geraten. Entsprechend Ringls Äußerungen dürfte für ihn also auch Wieschke ein “Untermensch” sein. Trotzdem waren Ringls Kameraden vom Nationalen Aufbau, u.a. Kevin Noeske, mit Patrick Wieschke bei vermeintlich bürgerlichen Aktionen wie Müllsammeln zu sehen.
Mit einer Privatnachricht kontaktierte Ringl im Juli 2017 ein Mitglied der polnischen, faschistischen Gruppierung Falanga und vereinbarte mit diesem, dass er und seine Gruppe an einem Aufmarsch in Warschau teilnehmen werden. Falanga ist für Anschläge auf die LGBT-Community in Polen verantwortlich, sowie für einen pro-russischen Brandanschlag in der Ukraine, in dessen Plannung der AfD Mitarbeiter Manuel Ochsenreiter involviert war. (vgl. AIB 124, Falanga in Polen: Gekaufter “Terror”?)

Ringl reiste auch mit weiteren Kameraden in die Ukraine, wo er am rechten “Asgard”-Festival teilnahm und den Laden der faschistischen Miliz “Asow Batallion” besuchte.
Ironmarch war die Hauptplattform der rechtsterroristischen “Atomwaffen Division”, die in den USA für fünf Morde verantwortlich ist. In einem Thread über die Aktivitäten der Atomwaffen Divison bekundete Ringl sein Beileid für zwei Mitglieder der Gruppierung, die von einem weiteren Mitglied der Gruppe ermordet worden. Im gleichen Post schrieb er: “Sie können uns unterdrücken, sie können uns töten. Aber wir werden nicht aufgeben.” und bekundete damit seine Solidarität mit der Terrorgruppe.

Am 10. September 2017 kontaktierte Ringl eine Person, die für die Erstellung der Propagandavideos der Atomwaffen Division zuständig war und erfragte Details zur Erstellung der Videos, die darauf schließen lassen, dass er an dem Video des deutschen Ablegers der Atomwaffen
Division beteiligt war. In weiteren Nachrichten fragte er, ob er eine Einladung in den internen Chatraum der Gruppe bekommen könnte.
Gegen Ende 2017 wurde Ironmarch abgeschaltet. Als Nachfolgeplattform gründete sich das Forum “facistforge”. Auch in diesem Forum registrierte sich Leon Ringl unter dem Namen “subcprsk” am 9. Januar 2019 und stellte sich vor. In seiner Vorstellung gibt er an, dass er einer der Leiter seiner lokalen Nazi-Jugendgruppe sei. Diese bestünde aus Nazis im Alter von 13 bis 29. Dabei handelt es sich um dem “Nationalen Aufbau Eisenach”, dem er seit 2016 angehört. Davor war er von 2015 bis 2017 bei dem “Antikapitalistischen Kollektiv” aktiv. Außerdem spricht er davon, dass er sich mit Videobearbeitung auskennt und MMA trainiert.

Nationaler Aufbau Eisenach

Leon Ringl (braune Hose) mit Mitgliedern des Nationalen Aufbau Eisenach (Fahne) am 1.5.2018 in Erfurt
Leon Ringl (braune Hose) mit Mitgliedern des Nationalen Aufbau Eisenach (Fahne) am 1.5.2018 in Erfurt (Foto: Lionel C. Bendtner)

Im Januar 2019 wurde am Amtsgericht Eisenach der Prozess gegen mehrere Eisenacher Neonazis eröffnet, denen vor allem verschiedene Angriffe auf politische Gegner*innen vorgeworfen wurden. Es ging um insgesamt fünf Fälle von gefährlicher Körperverletzung, fünf politische Sachbeschädigungen, Waffenbesitz, zwei Diebstähle, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Verstöße gegen das Versammlungs- und gegen das Waffengesetz. Die Angeklagten waren zu den Tatzeitpunkten alle noch unter 21 Jahre alt. Prozessbeobachter*innen berichteten, dass sich im Publikum Leon Ringl zusammen mit weiteren Eisenacher Neonazis einfand. Auch der Saalfelder rechte Schläger Felix Reck kam in Begleitung von Chris Reus, Bruder von Kevin Noeskes Lebensgefährtin Saskia Reus, zum Prozess. Als einer der Angeklagten in einer Verhandlungspause verschwand, soll es auch Ringl gewesen sein, der per Anruf dessen Aufenthaltsort klärte und dem Verteidiger eines seiner angeklagten Kameraden mitteilte.
Die Angeklagten waren Kevin Noeske (Eisenach, Jahrgang 1998), Florian Fischer (Eisenach, Jahrgang 1999) und Maximilian Andreas (Gerstungen). Zusammen mit Leon Ringl sind sie die Protagonisten des “Nationalen Aufbau Eisenach”, der in den Jahren 2015-2018 verstärkt auf Aufmärschen, Kundgebungen und im Internet als Gruppe auftrat.

Maximilian Andreas auf einem NPD-Aufmarsch am 29.8.2015 in Eisenach
Maximilian Andreas auf einem NPD-Aufmarsch am 29.8.2015 in Eisenach (Foto: Recherche-Nord)
2.v.r. Kevin Noeske auf einem Aufmarsch des III. Weg am 1.5.2015 in Saalfeld (Foto: Sören Kohlhuber)

Im selben Zeitraum waren vor allem Noeske und Fischer, teilweise auch Andreas, nachts in Eisenach unterwegs und markierten die Straßen mit Stickern und Graffitis als “NS-Kiez”, hinterließen Hakenkreuze, SS-Symbole und antisemitische Beleidgungen auf dem Gedenkstein der ehemaligen Synagoge, schlugen die Scheiben eines DGB-Autos ein und klauten dort ein Transparent, besprühten das Büro der Linkspartei, malten Morddrohungen aufs Pflaster, verprügelten Passant*innen, die Protest gegen Hitlergrüße äußerten und lauerten Antifaschist*innen vermummt und mit Pfefferspray bewaffnet im Dunkeln auf. Noeske tat sich dabei als Anführer in Sachen Gewalt hervor. Er griff auch tagsüber und unvermummt Menschen an, die er als Antifaschist*innen ausmachte. Als der antifaschistische und antirassistische Ratschlag in Eisenach stattfand, versuchte Noeske zusammen mit einer mit Baseballschlägern bewaffneten Gruppe, Antifaschist*innen aus dem Veranstaltungsgebäude auf die Straße zu locken. Als später Teilnehmer*innen des Ratschlag zum Bahnhof liefen, folgten ihnen Nazis, fotografierten sie am Bahnhof und zückten vor der Fensterscheibe ihres Zugs demonstrativ ein Messer. Bei vielen der angeklagten Angriffe und Schmierereien wurde Noeske von Florian Fischer begleitet. Berichten zufolge versuchten beide vor Gericht, einige der Taten zu leugnen und andere herunterzuspielen. Als die Sprache auf die politische Überzeugung kam, gab sich Noeske jedoch aufrecht: Er sei rechter Aktivist und wäre in der Vergangenheit im AKK organisiert gewesen, zusammen mit Nazis aus Hamburg, NRW und Sachsen. Mit zwei AKK-Kameraden aus Brandenburg hätte er auch jene Passant*innen mit Schlägen und später mit Pfefferspray attackiert, die sich an Hitlergrüßen störten. Ihm gehe es ums Politische und er lehne Alkohol und unbedachte Aktionen ab, betonte Noeske. Außerdem sei ihm das AKK irgendwann zu “linksnational” gewesen. Auch, dass seine Gruppe oft Sturmhauben mit sich führte und Pfefferspray als Sammelbestellung einkauf
te, erklärte Noeske vor Gericht. Ein inhaftierter Nazi hatte in Bezug auf die in der Nacht vom 3.2.2016 aufgetauchten Schmierereien an Parteibüros und einer Gedenkstätte gegen Noeske ausgesagt, dass er diese zusammen mit Amon Sode und weiteren Nazis begangen hätte. Noeske leugnete das und schob es den JN zu, von denen er nie viel gehalten habe. Amon Sode ist bis heute ein führender JN-Aktivist in Thüringen und auf Kundgebungen zusammen mit dem Nationalen Aufbau zu sehen.

Ringl, Noeske, Fischer und Andreas sind in wechselnder Zusammensetzung und mit weiteren Eisenacher Nazis seit mindestens 2015 auf Naziaufmärschen zu sehen, überwiegend mit Mützen und Sonnenbrillen im Stil der “Autonomen Nationalisten”. Sie laufen meistens mit Transparenten des AKK in Blockformation in Aufmärschen mit. Immer wieder sind weitere Eisenacher Neonazis wie Damian Wolf, Saskia Reus, Anke Winkler, Nils Keltonik und Eric Krempler dabei, die auch zum Nationalen Aufbau gezählt werden können.
Leon Ringl lief am 1. Mai 2016 in Plauen im AKK-Block mit, wo er lauf eigenen Angaben die Terror-Freunde der NA aus England kennengelernt haben will. Aus jenem Block flogen im Verlauf der Demo großflächig Feuerwerkskörper und Steine auf Polizeibeamt*innen und Pressevertreter*innen wurden angegriffen.

1.v.r. mit schwarzer Cap: Leon Ringl, am 1.5.2016 in Plauen
1.v.r. mit schwarzer Cap: Leon Ringl, am 1.5.2016 in Plauen (Foto: Mario Bilak)

Am 1. Mai 2017 waren Kevin Noeske und Florian Fischer auch beim blockierten Naziaufmarsch in Halle, von dem sich die Mitglieder von Die RECHTE Thüringen und dem AKK nach Apolda absetzten, wo sie nach kurzer Randale von der Bereitschaftspolizei festgesetzt wurden. Bei einer NPD-Kundgebung am 13.5.2017 in Eisenach hielten Ringl und Noeske ein Transparent, das für den Nationalen Sozialismus warb. Im Verlauf der Kundgebung war Ringl in Gesprächen mit Amon Sode, einem Eisenacher Kader der Thüringer Jungen Nationaldemokraten (JN) zu sehen. Neben dem international in Combat18-Netzwerken aktiven NPDler Thorsten Heise war auf derselben Kundgebung auch Michael Zeise mit Fotoapparat zu sehen. Der ursprüngliche Apoldaer Zeise trat in der Vergangenheit häufig anonym als Redner auf Naziveranstaltungen auf und ist als NS-Rapper unter dem Pseudonym “Mic Revolt” auf rechten Konzerten und Festivals unterwegs.

1.v.l. Leon Ringl, 3.v.l. Kevin Noeske, 5.v.l. Michael “Mic Revolt” Zeise, am 13.5.2017 in Eisenach
1.v.l. Leon Ringl, 3.v.l. Kevin Noeske, 5.v.l. Michael “Mic Revolt” Zeise, am 13.5.2017 in Eisenach (Foto: Sören Kohlhuber)

Ringls Ironmarch-Pseudonym “Antidemokrat” ist der Titel eines Songs von Mic Revolt, in dessen dazugehörigen Video nach Ansicht von Antifaschist*innen Mitglieder des Nationalen Aufbau vermummt auftreten.

Szene aus “Antidemokrat” von Michael “Mic Revolt” Zeise, mit mutmaßlicher Unterstützung des Nationalen Aufbau Eisenach im Hintergrund
Szene aus “Antidemokrat” von Michael “Mic Revolt” Zeise, mit mutmaßlicher Unterstützung des Nationalen Aufbau Eisenach im Hintergrund

Ringl war 2017 zusammen mit Saskia Reus und Florian Fischer auf dem Rudolf-Hess-Marsch in Berlin. Sie liefen zwei Reihen vor den Ostthüringer Nazis um Nico Metze (Gera), Franjo Birkman (Jena) und Martin Brehme
(Eisenberg), die hier am rechten Bildrand zu sehen sind.

Leon Ringl, Florian Fischer und Saskia Reus beim Hess-Marsch 2017 in Berlin
Leon Ringl, Florian Fischer und Saskia Reus beim Hess-Marsch 2017 in Berlin (Foto: Lukas Beyer)

Am 1. Mai 2018 trat der Nationale Aufbau mit eigener Fahne und deutlich mehr Personen beim Naziaufmarsch in Erfurt auf. Florian Fischer und Kevin Noeske trugen Headseats und Leon Ringl machte sich von außen an den Transparenten der Blockformation zu schaffen. Mit ihnen waren Damian Wolf, Maximilian Andreas, Saskia Reus, Anke Winkler und Charly Steinig vor Ort.

1.v.l. Florian Fischer, 2.v.l. Maximilian Andreas, 4.v.l. Saskia Reus, 5.v.l. Kevin Noeske, 1.v.r. Leon Ringl, 2.v.r. Dominic Exel, am 1.5.2018 in Erfurt (Foto: Lionel C. Bendtner)
Leon Ringl am AKK-Block, 1.5.2018 in Erfurt
Leon Ringl am AKK-Block, 1.5.2018 in Erfurt (Foto: Recherche Nord)

2018 waren es dann Ringl mit seiner Freundin Anke Winkler, Noeske und seine Freundin Saskia Reus und Damian Wolf, die den Nationalen Aufbau beim Hess-Marsch repräsentierten.

v.r.n.l.: Damian Wolf, Kevin Noeske, Saskia Reus, Anke Winkler, Leon Ringl Hess-Marsch Berlin 18.8.2018
v.r.n.l.: Damian Wolf, Kevin Noeske, Saskia Reus, Anke Winkler, Leon Ringl Hess-Marsch Berlin 18.8.2018 (Foto: Thomas Witzgall)

Kampfsport und “Knockout 51”

Kevin Noeske betreibt seit mehreren Jahren Kampfsport und ist auch überregional mit anderen Neonazi-Kämpfern vernetzt. Er trainierte schon beim Imperium Fight Team in Leipzig zusammen mit dem Nazi-Hooligan Benjamin Brinsa.

ganz links: Kevin Noeske beim Training mit Benjamin Brinsas “Imperium Fight Team” in Leipzig
ganz links: Kevin Noeske beim Training mit Benjamin Brinsas “Imperium Fight Team” in Leipzig

Auch beim neonazistischen Kampfsportevent TIWAZ war er 2018 und 2019 zu Gast.

Maximilian Andreas, Kevin Noeske und Saskia Reus beim TIWAZ in Grünhain-Beierfeld am 8.6.2018
Kevin Seifert, Maximilian Andreas, Kevin Noeske beim TIWAZ in Grünhain-Beierfeld am 8.6.2018 (Foto: Pixelarchiv)
Kevin Noeske und Maximilian Andreas beim TIWAZ in Zwickau am 8.6.2019
Kevin Noeske, Saskia Reus und Maximilian Andreas beim TIWAZ in Zwickau am 8.6.2019 (Foto: Pixelarchiv)

Auch Leon Ringl scheint Kampfsport zu trainieren. Darauf weisen nicht nur seine Äußerungen auf Ironmarch hin, sondern auch, dass er beim “Kampf der Nibelungen” in Ostritz von der Polizei wegen eines mitgeführten Mundschutzes ein Strafgeld bekam. Ringl war am 13.10.2018 und 2.11.2018 bei entsprechenden Veranstaltungen in Ostritz. Bei zweiterer schien er zusammen mit Florian Fischer Gegendemonstrierende und Pressevertreter*innen fotografieren zu wollen.

mit Sonnenbrille: Leon Ringl beim “Kampf der Nibelungen” in Ostritz am 13.10.2018
mit Sonnenbrille: Leon Ringl beim “Kampf der Nibelungen” in Ostritz am 13.10.2018 (Foto: Pixelarchiv)
Florian Fischer und Leon Ringl beim “Schild und Schwert” in Ostritz am 2.11.2018
Florian Fischer und Leon Ringl beim “Schild und Schwert” in Ostritz am 2.11.2018 (Foto: Pixelarchiv)

Ihre Kampfsport-Trainingsgruppe, die nach ihrem Debüt in einem Eisenacher Kellerraum die Räumlichkeiten des NPD-Zentrums Flieder Volkshaus nutzt, haben die Nazis “Knockout 51” genannt. Auf Instagram haben eine Zeit lang viele Nazis aus dem Umfeld des Nationalen Aufbaus ein “.51” ihrem Pseudonym hinzugefügt und immer wieder wurden auch bis dato unbekannte Gesichter bis hin zu Jugendlichen, die kaum länger als wenige Monate im Kontakt mit den Nazis um Ringl sein konnten, mit entsprechenden T-Shirts gesehen.

Nazi-Nachwuchs am 7.6.2019 in Eisenach
Nazi-Nachwuchs am 7.6.2019 in Eisenach (Foto: Sören Kohlhuber)

Ringl nahm außer an den Rechtsrock-/Kampfsportfestivals im Herbst 2018 an weiteren Konzerten teil. Als die NPD am 24.3.2018 in der Nähe von Wetzlar die Combat18-Band Oidoxie und die Neonazi-Hooligan-Band Kategoie C einlud, erschien Ringl zusammen mit Markus Walther aus Eisenach und weiteren Kameraden.

 1.v.r. Leon Ringl, 3.v.r. Markus Walther am 24.3.2018 in Leun-Stockhausen
1.v.r. Leon Ringl, 3.v.r. Markus Walther am 24.3.2018 in Leun-Stockhausen (Foto: Recherche Nord)
Markus Walther auf Facebook
Markus Walther auf Facebook

Am 20.07.2019 sollte ein Rechtsrock Konzert in Kloster Veßra bei Tommy Frenck stattfinden, kurzfristig wurde es nach Eisenach verlegt. Die angereisten Nazis kamen u.a. aus dem Umfeld der Hammerskins. Als Veranstaltungsort sollte das “Flieder Volkshaus” dienen, was von der Polizei verhindert wurde. Leon Ringl stellte kurzfristig die Kneipe “Bull’s Eye”, deren Betreiber er ist, als Ersatzlocation zur Verfügung, wo das Konzert dann auch stattfinden konnte.

Leon Ringl 1.v.l. nach dem zunächst verhinderten Hammerskin-Konzert in Eisenach am 20.7.2019.
Leon Ringl 1.v.l. und der Hammerskin-nahe Liedermacher “Flatlander” nach dem zunächst verhinderten Hammerskin-Konzert in Eisenach am 20.7.2019. (Foto: Pixelarchiv)

Außer als Veranstaltungsort für Rechtsrockkonzerte dient das Bull’s Eye auch als Treffpunkt für Mitglieder des Nationalen Aufbaus und Knockout 51, wie Gruppenfotos zeigen:

v.l.n.r.: Eric Krempler, Maximilian Andreas und Leon Ringl im Bull's Eye
v.l.n.r.: Eric Krempler, Maximilian Andreas und Leon Ringl im Bull’s Eye

Eric Krempler hat am 8. Mai 2019 eine Puppe von einer Eisenacher Brücke gehängt, die im Sinne der Naziideologie des “Wir feiern nicht” die nationalsozialistischen Vernichtungskrieger als Opfer darstellen sollte. Er wurde dabei von der Polizei erwischt.
Neben dem “Bull’s Eye” ist das Café “Swing” ein regelmäßiger Treffpunkt der Nazis um Ringl & co.

v.l.n.r.: Leon Ringl, Saskia Reus, Maximilian Andreas, Damian Wolf, Anke Winkler, Kevin Noeske im “Swing”
v.l.n.r.: Leon Ringl, Saskia Reus, Maximilian Andreas, Damian Wolf, Anke Winkler, Kevin Noeske im “Swing”

Die Vernetzung Saalfeld — Eisenach — Braunschweig: Nazi-Boxer schaffen Angsträume

v.l.n.r. – David Heinlein (Saalfeld), Kevin Noeske (Eisenach), Felix Reck (Saalfeld), Lasse Richei (Braunschweig), Florian Fischer (Eisenach) am 16.03.19 in Eisenach (Foto: Sören Kohlhuber)

Im Januar 2019 veröffentlichte das Antifaschistische Jugendbündnis Saalfeld eine Liste von 16 teils schweren Übergriffen seit Mai 2018, an denen jeweils der Nazi und Boxer Felix Reck beteiligt war. Begleitet wurde er dabei oft von Eric Holzhey. Beide gehören zum Nachwuchs der Saalfelder Naziszene und sind in der Erfurter Hooliganszene des “Jungsturm” aktiv. Als Reck vor Kurzem wegen mehrerer Angriffe auf Fans des FC Carl Zeiss Jena nach einer Hausdurchsuchung in Untersuchungshaft genommen wurde, solidarisierten sich die rechten Erfurter Hooligans mit Transparenten in der Kurve.

Solidaritätsaktion der Nazi-Hooligans vom “Jungsturm Erfurt” mit Felix Reck
Solidaritätsaktion der Nazi-Hooligans vom “Jungsturm Erfurt” mit Felix Reck

Reck war schon am 11.1.2016 zusammen mit Maximilian Warstat aus Saalfeld am Angriff von über 200 Nazi-Hooligans auf einen Straßenzug und seine Bewohner*innen in Leipzig-Connewitz beteiligt. Warstat gehört zur Neonazi-Bruderschaft Turonen — Garde 20. Reck gehört zum Umfeld dieser Kameradschaft. Beim Rechtsrock-Event “Rock gegen Überfremdung” in Themar im Juli 2017 war er Mitglied der Ordner- und Aufbaugruppe in den gleichen gelben T-Shirts, die sich überwiegend aus Turonen rekrutierte.

hinten links: Felix Reck und Maximilian Warstat, rechts vor dem Dixi-Klo: Michael “Mic Revolt” Zeise
hinten links: Felix Reck und Maximilian Warstat, rechts vor dem Dixi-Klo: Michael “Mic Revolt” Zeise (Foto: Recherche Nord)

Im selben Zeitraum, in dem Reck den Straßenterror gegen Antifaschist*innen eskalierte, häuften sich auch in Braunschweig die gezielten Angriffe gegen Antifaschist*innen, deren Wohnorte und gegen Räumlichkeiten von Parteien und Gruppen. Mehrfach wurden Lasse Richei und Pierre Bauer als Täter ausgemacht. Beide trainieren Kampfsport und vor allem Richei nutzt auch Instagram, um unter dem Label der mittlerweile vermeintlich aufgelösten Gruppe “Adrenalin Braunschweig” politische Gegner*innen zu bedrohen, weilweise auch mit dem Tod. Richei und Bauer sind regelmäßige Besucher auf Naziveranstaltungen wie Kundgebungen der Identitären in Peine oder Lesungen der Burschenschaft Thuringia in Braunschweig 2017, AfD-Demos wie 2018 in Salzgitter, Hess-Märsche in Berlin oder NPD-Aufmärsche bundesweit.

vorne rechts: Lasse Richei und Pierre Bauer, 18.3.2017 in Leipzig
vorne rechts: Lasse Richei und Pierre Bauer, 18.3.2017 in Leipzig (Foto: Lionel C. Bendtner)

Beim Hess-Marsch 2018 lief der Nationale Aufbau Eisenach direkt hinter Pierre Bauer und Lasse Richei — nicht zufällig, wie ein Foto von Ringl und Richei beim Gespräch zeigt.

3.v.l. (Glatze) Pierre Bauer, 4.v.l. Lasse Richei, 5.v.l. Leon Ringl, 7.v.l. Anke Winkler, 1.v.r. Kevin Noeske Hess-Marsch Berlin 18.8.2018
3.v.l. (Glatze) Pierre Bauer, 4.v.l. Lasse Richei, 5.v.l. Leon Ringl, 7.v.l. Anke Winkler, 1.v.r. Kevin Noeske Hess-Marsch Berlin 18.8.2018 (Foto: Thomas Witzgall)

Als die Nazischläger vom Nationalen Aufbau im Januar 2019 wegen ihrer dauerhaften Angriffe auf Gegner*innen vor Gericht standen, erschien Felix Reck zusammen mit weiteren auswärtigen Nazis im Gerichtssaal. Beobachter*innen zufolge trug Reck einen Pullover des “Kampf der Nibelungen”. Diese demonstrative Solidarität unter Neonazi-Kampfsportlern und jenen, die in ihren jeweiligen Städten mit nächtlichem Terror Räume der Angst für Antifaschist*innen, Migrant*innen oder Jüd*innen schaffen, steht auch symbolisch für die Vernetzung dieser Strukturen. Als sechs Wochen später, am 16.3.2019, Antifaschist*innen in Eisenach gegen diese Zustände demonstrierten, versammelte sich vor der NPD-Zentrale ein Nazimob zur Kundgebung von Patrick Wieschke. In vorderster Front der Nazis positionierten sich Lasse Richei, Felix Reck und Kevin Noeske, neben dem Turonen-Unterstützer David Heinlein und Recks Schlägerkamerad Eric Holzhey aus Saalfeld und Florian Fischer aus Eisenach.

v.l.n.r.. David Heinlein (rote Cap; Saalfeld), Kevin Noeske (Eisenach), Felix Reck (Saalfeld), Lasse Richei (Braunschweig), Florian Fischer (Eisenach)
v.l.n.r.. David Heinlein (rote Cap; Saalfeld), Kevin Noeske (Eisenach), Felix Reck (Saalfeld), Lasse Richei (Braunschweig), Florian Fischer (Eisenach) (Foto: Sören Kohlhuber)

Die strukturelle Verbundenheit von Knockout 51 und Adrenalin Braunschweig demonstrierten die Nazis auch im Netz mit gemeinsamen Grafiken:

Grafik Knockout 51 und Adrenalin Braunschweig
Grafik Knockout 51 und Adrenalin Braunschweig

Zum Neonazi-Kampfsportturnier “TIWAZ” reisten Maximilian Andreas, Kevin Noeske und Saskia Reuss aus Eisenach zusammen mit Felix Reck aus Saalfeld an und wurden am Eingang in einem Mob aus Erfurter Nazi-Hooligans vom “Jungsturm” fotografiert.

TIWAZ Jungsturm und KO51
TIWAZ Jungsturm und KO51 (Foto: Pixelarchiv)

Und als am 24.8.2019 erneut Antifaschist*innen in Eisenach demonstrierten, versuchten die Eisenacher um Kevin Noeske und Maximilian Andreas in Begleitung ihres jugendlichen Nachwuchses von Knockout 51, zusammen mit Lasse Richei, die Demonstration anzugreifen.

1.v.l. Maximilian Andreas, 2.v.r. Lasse Richei, nach Angriffsversuch auf Antifademo am 24.8.2019 in Eisenach
1.v.l. Maximilian Andreas, 2.v.r. Lasse Richei, nach Angriffsversuch auf Antifademo am 24.8.2019 in Eisenach
Nazis nach Angriffsversuch auf Antifademo am 24.8.2019 in Eisenach
Nazis nach Angriffsversuch auf Antifademo am 24.8.2019 in Eisenach

Staatliche Repression gegen Noeske, Richei und Reck als Vorkämpfer eines rechten Straßenterrors in ihren Städten hat dabei nur bedingt Wirkung gezeigt. Richei wurde bereits für seine Braunschweiger Angriffe zusammen mit Pierre Bauer verurteilt und in Zeitungen und Fernsehen als rechter Schläger benannt. Nach mehrfachen Morddrohungen gab es bei ihm dieses Jahr eine Hausdurchsuchung. Kevin Noeske ist seit dem Prozess im Januar 2019 auf Bewährung und drohte trotzdem, die Demo im August in Eisenach anzugreifen. Und Felix Reck war nach einem Angriff auf einen Antifaschisten in Saalfeld im Januar 2019 in der Nähe des Tatorts mitsamt illegaler Waffen von der Polizei erwischt worden. Danach ging es trotzdem ungehindert weiter, vor allem mit Angriffen auf Jenaer Fans. Erst mit der Durchsuchung im Herbst 2019 und folgender Untersuchungshaft rissen die permanenten Angriffe durch ihn zwangsläufig ab.
Adrenalin Braunschweig hat inzwischen pro forma seine Auflösung erklärt. Nach dem Outing von Leon Ringl als Fan der Atomwaffen Division erklärte auch der Nationale Aufbau Eisenach vor Kurzem seine Auflösung. Für Antifaschist*innen und alle anderen Betroffenen neonazistischer Gewalt ist das bei Weitem noch keine Entwarnung. In Eisenach gibt es ein ganzes Milieu aus jugendlichen und älteren Nazisdie zu verschiedenen Veranstaltungsformaten jeweils Dutzende bis zu einhundert Kameraden mobilisieren können. Erst am 17.11.2019 demonstrierte die Eisenacher Szene von NPD, Nationalem Aufbau / Knockout 51 usw. ihre Einheit, als sie mit ca. 50 Personen auf dem Friedhof gefallenen Wehrmachtssoldaten gedachten. Für Antifaschist*innen und andere Menschen stellt gerade der Teil der Szene um Ringl und Noeske eine Gefahr dar, der in Kampfsport trainiert ist, gelegentlich bewaffnet auftitt und dessen kollektives Ziel die gewaltsame Vertreibung politischer Gegner*innen aus der Öffentlichkeit ist. Vor diesem Hintergrund muss auch die auf Instagram dokumentierte Fahrt von Ringl, Andreas und weiteren Mitgliedern von Knockout 51 nach Tschechien im Sommer 2019 eingeordnet werden, wo sie an einem Schießstand offenbar mit Schnellfeuerwaffen trainierten:

“Marc”, Maximilian Andreas und Leon Ringl in Shirts von Knockout 51 beim Schießtraining in Tschechien
“Marc”, Maximilian Andreas und Leon Ringl in Shirts von Knockout 51 beim Schießtraining in Tschechien
“Marc”, Maximilian Andreas und Leon Ringl in Shirts von Knockout 51 beim Schießtraining in Tschechien
“Marc”, Maximilian Andreas und Leon Ringl in Shirts von Knockout 51 beim Schießtraining in Tschechien

Das ideologische Ziel einer gewaltsamen Einschüchterung und Vertreibung von Nazikritiker*innen aus der Öffentlichkeit vereint die Netzwerke nach Saalfeld und Braunschweig, aber auch die Nazi-Fanszene Rot-Weiß Erfurt, zu der Reck und Noeske zählen und die von Lok Leipzig, zu der mindestens Noeske und Maximilian Andreas Kontakte pflegen. Nach der Enttarnung Ringls als Antidemokrat auf Ironmarch gab es entgegen der Fehlmeldungen in der Presse keine Durchsuchung bei ihm. Daher dürfte dies für Ringl außer der unverhofften Öffentlichkeit keine weiteren Konsequenzen haben. Zieht man Schießtrainings, Ringls Kontakte zur rechtsterroristischen National Action und zur Atomwaffen Division in Betracht, müssen die Ideologie und Netzwerke der Eisenacher Nazis auch weiterhin als brand- und lebensgefährlich für alle angesehen werden, die von den Nazis zum Feindbild erklärt werden.

Weiterführende Links:
Aufruf „Die Wartburgstadt ins Wanken bringen“ zur Demo am 16.3.2019

Chronik Eisenach